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FORSCHUNGSVERBUND ZENTRUM STADTNATUR UND KLIMAANPASSUNG

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TP12: Animal Aided Design III - Monitoring und Evaluation

Ausgangspunkt und Fragestellung

Städte haben vor dem Hintergrund des Klimawandels auch eine zunehmende Bedeutung für den Schutz von Tier­arten. Für die Stadt Zürich etwa wurden 40 der 90 insgesamt in der Schweiz lebenden Säuge­tier­arten nach­ge­wiesen, also fast die Hälfte aller Arten. Neben Säuge­tieren finden auch viele andere Tier­arten in der Stadt geeignete Lebens­beding­ungen, so z.B. Vogel-­ und Wild­bienen­arten. In fast jeder Tier­gruppe gibt es Arten, die auch in der Stadt leben können. Die Viel­falt an Tier­arten kann sogar die Viel­falt der um­gebenden Land­schaft übertreffen, wenn diese stark land­­wirt­schaftlich ge­nutzt ist.

Da der Klima­wandel viele Tier­arten bedroht, wird diese Funktion der Städte als Rück­zugs­raum in der Zukunft noch bedeutender werden. Dabei führen Nach­ver­dichtung und klassische nur auf Gebäude­technik aus­gerichtete Sanierungen zu einem weiteren Rück­gang der Tier­arten in den Städten, da es immer weniger un­genutzte Fläche in der Stadt gibt. Dieser Trend wird durch den Klima­wandel ver­stärkt. Um Tieren in der Stadt ein Über­leben zu ge­währen, wird es zukünftig nicht mehr aus­reichen, darauf zu hoffen, dass Tiere in Grün­anlagen vor­kommen, die ohne Berück­sichtigung der Tiere geplant wurden.

Die jetzige Frei­raum­planung ist bisher nicht darauf aus­gerichtet, systematisch das Vor­kommen von Tieren in den Städten zu er­möglichen. Die Planungs­methode „Animal-­Aided Design“®, kurz AAD, erlaubt die Schaffung geeig­neter Rück­zugs­räume für Tier­arten im Rahmen einer auf den Klima­wandel aus­gerichteten Planung. Animal-­Aided Design® ist eine Methode, die ent­wickelt wurde, um die Grund­bedürfnisse von Tieren in die Planung ein­beziehen zu können.

Das Ziel von Animal-Aided Design® ist es, ein Habitat für eine lebens­fähige Population im Planungs­raum zu schaffen bzw. bei Tieren mit größerem Aktions­radius die Ein­bindung in eine Population zu gewähr­leisten. Im vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz (StMUV) finanzierten Vorläufer­projekt wurde anhand von Bei­spielen theoretisch gezeigt, wie Animal-­Aided Design® für konkrete Planungs­auf­gaben ge­nutzt werden kann.

Im vorliegenden Projekt soll nun anhand von Praxis­beispielen erforscht werden, wie sich die Methode in der Planungs­praxis bewährt und ob sie den gewünschten Erfolg zeigt. Es wurden mit der GEWOFAG Holding GmbH und der Stadt Ingol­stadt zwei Umsetzungspartner gefunden. Die Projekte der Partner befinden sich in unter­schiedlichen Stadien der Realisierung. Dies erlaubt es, im Rahmen eines 3-Jahres Projektes die Anwendung von AAD in verschiedenen Realisierungs­phasen zu testen. 

Methodik

Anhand von zwei Umsetzungsbeispielen soll erforscht werden, wie sich die Methode in der Planungspraxis bewähren kann und ob bei den Maßnahmenumsetzungen der gewünschte Erfolg erreicht werden kann. Es wurden mit der GEWOFAG Holding GmbH und der Stadt Ingolstadt zwei Umsetzungspartner gefunden, wobei sich die Projekte in unterschiedlichen Realisierungsstadien befinden. Dies erlaubt es, im Rahmen eines 3-Jahres Projektes die AAD-Anwendung in verschiedenen Realisierungsphasen zu testen.

Beim Nachverdichtungsprojekt der GEWOFAG in München werden aktuell auf einer vormaligen Grünanlage zwischen dem Baubestand Wohnungen und ein Kindergarten errichtet. Der Grünflächenverlust bedeutet normalerweise einen Verlust an Habitat für die dort lebenden Tiere. Durch die Anwendung der AAD-Methode sollen Grünanlagen und Architektur so angepasst werden, dass sie weiterhin Lebensräume für die betroffenen Arten liefern.

Die Stadt Ingolstadt plant im Rahmen einer klimagerechten Stadtentwicklung die stärkere Einbindung der Donau, um das Kulturangebot und die Erholung, aber auch Frischluftschneisen und die grüne Infrastruktur (GI) insgesamt zu verbessern. Im Rahmen von AAD wird hier eine Methode dafür entwickelt, wie mit der Optimierung der Funktionen für Menschen eine Verbesserung der Habitatfunktionen und der Durchgängigkeit für Tierarten verbunden werden kann.

Ergebnisse

Im den angrenzenden Flora-Fauna-Habitat-Gebieten wurden über 3000 Tierarten festgestellt. Da die Datenlage im Kernbereich im Vergleich zu den FFH-Gebieten jedoch dürftig und unvollständig ist, wird derzeit das Citizen-Science-Projekt „IngolStadtNatur“ entwickelt, um Bürgern in die Erfassung der Stadtnatur mit einzubeziehen. Aus diesen Arten werden dann Arten für AAD-Maßnahmen ausgesucht. Im Rahmen des Projekts wurde 2017 auch ein Studentenprojekt erfolgreich durchgeführt. Die Ergebnisse dieses Studentenprojekts werden zeitnah in einer weiteren Broschüre veröffentlicht.

Beim Nachverdichtungsprojekt wurden beispielsweise Artenportraits für die Zielarten Igel, Grünspecht, Haussperling und Zwergfledermaus entwickelt und die Grünplanung sowie der Hochbau und die Dachbegrünung sollen auf diese Arten abgestimmt werden. Das Forschungsteam begleitet den Planungs- und Bauprozess und stimmt AAD-Maßnahmen fortwährend mit den Architekten und Landschaftsarchitekten ab. Durch regelmäßige Artenkartierungen wird der Status der Arten geprüft. Nach der Fertigstellung wird das Vorkommen der Arten evaluiert, um zu prüfen, ob die Maßnahmen den gewünschten Erfolg hatten.

Video zum Projekt

https://www.youtube.com/watch?v=ecl21-qBjBQ&feature=youtu.be

Partner

Stadt Ingolstadt

GEWOFAG Projekt GmbH

Landesbund für Vogelschutz (LBV) München

 


Informationen zu den Ergebnissen und Veröffentlichungen des Teilprojektes finden Sie hier.


 

 

Projektpartner:

Informationen

Gründungsdatum

06.2013

Ende

12.2024

Gefördert durch

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz