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FORSCHUNGSVERBUND ZENTRUM STADTNATUR UND KLIMAANPASSUNG

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TP15: Klimabiomonitoring mit Flechten in Bayern

Ausgangspunkt und Fragestellung

Flechten sind Lebensgemeinschaften aus Pilzen und Algen oder Cyanobakterien, die an Baumrinden, Gestein oder auf dem Erdboden siedeln. Durch ihren direkten Kontakt mit der Atmosphäre, ohne schützende Wachsschicht wie bei Höheren Pflanzen, reagieren sie äußerst empfindlich und relativ früh auf Änderungen von Temperatur und Luftfeuchte. Mit dem Klimawandel ändert sich daher auch die Diversität der Flechtenpopulation, mehrere Arten sind als Klimawandelzeiger eingestuft.

Diese Veränderung in der Flechtengemeinschaft hat sich bereits in vergangenen Flechtenuntersuchungen abgezeichnet und es ist anzunehmen, dass die Anzahl der wärmeliebenden Flechtenarten in Bayern von Westen her weiter zunimmt. Die Korrelation mit langfristigen Klimadaten lieferte dabei gute Ergebnisse, so dass ein Klimagradient sichtbar wird.

Flechten sind auch ideale Bioindikatoren des Stadtklimas. In Stadtzentren mit einer hohen Flächenversiegelung ist es meist trockener und wärmer als im Umland. Hier herrschen mikroklimatische Verhältnisse, die es nur bestimmten, wenigen Flechtenarten erlauben, in diese Gebiete vorzudringen. In städtischen Kaltluftschneisen dagegen finden feuchtebedürftige Flechten günstige Lebensbedingungen. Die Auswirkungen dieser lokalen Mikroklima-Unterschiede sollen mithilfe bestimmter Flechtenpopulationen untersucht werden.

Ziele

In drei bayerischen Städten sollen die Auswirkungen der lokalen mikroklimatischen Verhältnisse erarbeitet werden. Dabei sollen zur Darstellung von Stadtklimaeffekten sowohl die Kaltluftschneisen als auch die versiegelten Stadtzentren betrachtet werden. Es werden Klimadaten und Informationen von DWD-Stationen herangezogen. Im regionalen Bereich soll das Vordringen wärmeliebender Flechtenarten den Einfluss klimatischer Veränderungen auf die Biodiversität aufzeigen.

Mit den Ergebnissen können Aussagen zum Stadtklima leicht nachvollziehbar dargestellt und die Öffentlichkeitsarbeit dazu wirksam unterstützt werden. Den ausgewählten Städten können Handlungsempfehlungen vorgeschlagen werden. Das Klimamonitoring mit Flechten soll in das Klimaindikatorensystem des Landesamtes für Umwelt aufgenommen werden.

Methodik

Mit der Richtlinienreihe 3957 des VDI (Verein Deutscher Ingenieure e.V.) werden standardisierte Verfahren zu aktivem und passivem Biomonitoring mit Höheren Pflanzen, Flechten und Moosen als Bioindikatoren zusammengefasst. In VDI 3957 Blatt 20 ist die Kartierung von Flechten zur Ermittlung der Wirkung von lokalen Klimaveränderungen beschrieben. Die Untersuchung von Stadtklimaeffekten berücksichtigt die Erstauflage von VDI 3957 Blatt 22.

Projektpartner:

Informationen

Gründungsdatum

06.2013

Ende

12.2024

Gefördert durch

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz