Chemlab II

Länderübergreifende Ausbildung für Chemielaboranten

Deutschland droht in vielen Bereichen der Industrie ein Fachkräftemangel, so auch in der Chemiebranche. In anderen europäischen Ländern ist die Situation nicht besser. Das EU-Projekt Chemlab II (Transnational training for chemical lab technicians), das durch das Lifelong Learning Programme “Leonardo Da Vinci – Innovationstransfer“ der EU gefördert wird, möchte dem entgegenwirken. Es verfolgt dabei das primäre Ziel, den Ausbildungsberuf des Chemielaboranten in den teilnehmenden europäischen Ländern zu etablieren. Langfristig möchte Chemlab II ein EU-weites und zertifiziertes Ausbildungsprogramm einführen, das mit einer Abschlussprüfung zum „EU certified Chemical Laboratory Technician“ endet.

Europaweit gibt es bislang sehr unterschiedliche Ausbildungsstandards für den Beruf des Chemielaboranten. Manche Länder bilden sehr theorielastig aus und setzen sogar ein Studium voraus. In Deutschland existiert hingegen ein duales Ausbildungssystem, bei dem die Auszubildenden die Berufsschule besuchen, aber auch von Beginn an praxisnah in einem Unternehmen lernen. Die Lehre des Chemielaboranten in Deutschland hat jedoch einen stark nationalen Fokus. Auszubildende haben kaum Gelegenheit, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Das Projekt Chemlab II will daher einerseits in den teilnehmenden Partnerländern Griechenland, Polen und Türkei das duale System ins Leben rufen, andererseits das deutsche Ausbildungssystem fit für Europa machen. Zudem möchte Chemlab II den Auszubildenden einen grenzüberschreitenden Austausch ermöglichen, dadurch dass sie einzelne technologische Module in den Partnerländern absolvieren können. Auf diese Weise eignen sich die Auszubildenden auch für Unternehmen wichtige Softskills wie interkulturelle Kompetenzen an und verbessern dabei ihre Chancen für einen Einstieg ins Berufsleben.

Somit trägt Chemlab II dazu bei, den Bedarf an gut ausgebildeten Chemielaboranten in Europa zu decken und schließlich auch der Jugendarbeitslosigkeit, die in praktisch allen beteiligten Ländern immer noch eine erhebliche Rolle spielt, entgegenzutreten.

Steckbrief

Projektziele und Arbeitsfelder

Das Ziel von Chemlab II ist es, ein EU-zertifiziertes Ausbildungsprogramm für Chemielaboranten in den teilnehmenden Ländern Deutschland, Griechenland, Polen und Türkei zu etablieren. Dadurch möchte Chemlab II dem drohenden Fachkräftemangel entgegenwirken und gleichzeitig die Chancen von Auszubildenden auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Folgende Schritte sind geplant:

  • Die Einführung eines international einheitlichen Abschlusses, um dem grenzüberschreitenden Austausch von Auszubildenden zu ermöglichen. Auf diese Weise erschließen sich den Auszubildenden Vorteile wie interkulturelle Kompetenzen oder das Erlernen von anderen Sprachen. Ebenso unterstützt Chemlab II in diesem Zusammenhang europäische Partnerschaften zur Entwicklung innovativer Lehr- und Lernmittel.
  • Der Zugang für Auszubildende zum europäischen Bildungsraum. Damit gewährleistet Chemlab II, dass gut ausgebildete Chemielaboranten auf dem europäischen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, um den Bedarf der chemischen Industrie zu decken. Zudem bietet Chemlab II dadurch eine vereinheitlichte Alternative zu in Europa unterschiedlichen Ausbildungssystemen im Bereich des Chemielaboranten und tritt der hohen Jugendarbeitslosigkeit entgegen.
  • Die Erweiterung des Projektes um Universitäten, Unternehmen und Bewerber aus zusätzlichen EU-Partnerländern, die sich an dem dualen Ausbildungssystem beteiligen möchten. Hier hat das Vorgängerprojekt Chemlab I gute Vorarbeit geleistet: Zum Projektstart gibt es in allen vier Ländern Unternehmen, die Auszubildende nach diesem System einstellen. Die Tschechische Republik interessiert sich bereits für das Projekt und für Georgien bereitet Chemlab II gerade die Teilnahme vor.
  • Die Vernetzung von Firmen, Schulen, Universitäten, Zertifizierern und bildungspolitischen Einrichtungen, um Erfahrungen auszutauschen, neue Interessenten zu finden, und somit das europäische Ausbildungssystem zu verbessern. Auch weitere europäische Länder sollen in Chemlab II eingebunden werden, damit sie das vorhandene Netzwerk stärken und ausbauen.
  • Die Etablierung des Kreditpunktesystems ECVET-System (European Credit system for Vocational Education and Training), das sich zurzeit länderübergreifend noch in der Erprobungsphase befindet. Es ermöglicht – ähnlich wie das universitäre ECTS-System (European Credit Transfer System) – das Sammeln von Punkten für standardisierte Module und ist in anderen Fachbereichen bereits erfolgreich im Einsatz. Ausschlaggebend beim ECVET-System sind Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen, die mit Leistungspunkten belegt werden. Damit sind ein internationaler Vergleich der Lehre und ein gerechter länderübergreifender Austausch von Auszubildenden gewährleistet.

Zielgruppe

Die Projektergebnisse aus Chemlab II sind für folgende Akteure von Bedeutung:

  • Jugendliche in Europa, die die Ausbildung zum Chemielaboranten absolvieren möchten.
  • Europäische Unternehmen in der Chemiebranche, die dem drohenden Fachkräftemangel entgegentreten möchten.
  • Europäische Ausbildungsstätten, die Chemie im Portfolio haben.
  • Politische Entscheidungsträger, die ihr Land in der Ausbildung auf dem Chemiesektor fit für Europa machen möchten.
  • Die interessierte Öffentlichkeit.

Durch wissenschaftliche Publikationen, die Teilnahme an Fachkonferenzen, die Organisation von regelmäßigen Workshops und die Erstellung öffentlichkeitswirksamen Informationsmaterials informiert das Chemlab-II-Konsortium alle betroffenen Akteure über die Projektergebnisse.

BayFOR als Partner

PD Dr. rer. nat. habil. Thomas Letzel, Leiter der Analytischen Forschungsgruppe am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft, Technische Universität München, ist der Koordinator des Projekts Chemlab II. Dipl.-Ing. Albrecht Friess, Wissenschaftlicher Referent, ist Ansprechpartner in der BayFOR für Chemlab II.

Die Koordination entwickelte gemeinsam mit der BayFOR und assoziierten Partnern seit 2009 das Konzept zu Chemlab I und II. Die BayFOR begleitete beide Projekte aktiv durch die Projektentwicklungs- und Antragsphase. Zudem konnte sie über das Enterprise Europe Network (EEN) einen Partner in Polen ausfindig machen. Im Rahmen des Projektes unterstützt sie die Koordination bei der Verbreitung der Projektergebnisse.

Laufzeit und Förderung

Das Projekt Chemlab II hat im November 2011 begonnen. Die Europäische Union beteiligt sich am Gesamtbudget von 377.000 Euro über 24 Monate im Rahmen des „Leonardo da Vinci“-Programms „Innovationstransfer“ mit 75 Prozent.

Konsortium

Das Konsortium setzt sich aus Verbänden sowie universitären, ministeriellen und industriellen Partnern aus Deutschland, Griechenland, Polen und der Türkei zusammen. Weitere europäische Partnerländer sollen folgen. So finden bereits Gespräche mit der Tschechischen Republik statt und für Georgien als nicht europäisches Land bereitet Chemlab II gerade die Teilnahme vor. Chemlab II wird von PD Dr. rer. nat. habil. Thomas Letzel, Leiter der Analytischen Forschungsgruppe am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft, Technische Universität München, koordiniert. Die Bayerische Forschungsallianz unterstützt den Koordinator dabei, die Projektergebnisse in die Öffentlichkeit und Politik zu tragen.

Analytische Forschungsgruppe am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft, Technische Universität München, Deutschland
GEBZE YUKSEK TEKNOLOJİ ENSTİTUSU (GYTE), Türkei
Aristotle University of Thessaloniki, Griechenland
Adam Mickiewicz University, Poznan, Polen
Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK), München, Deutschland
Istanbul Il Milli Egitim Mudurlugu, İstanbul Provincial Directorate of National Education (The Ministry of National Education), Istanbul, Türkei
Association of Greek Chemists, Athen, Griechenland
Polish Chemical Society, Warschau, Polen
Städtische Berufsschule für Zahntechnik, Chemie-, Biologie- und Drogerieberufe, München, Deutschland
Ausbildungszentrum für die nichtakademische Berufsausbildung der TU München (AuTUM), Deutschland
Ökotek Environmental Technology and Chemical Industry Limited Company, Istanbul, Türkei
CHEMLAB-GEO, Georgien
Bayerische Forschungsallianz, München, Deutschland

Weitere Informationen

Offizielle Website des EU-Projektes Chemlab II: www.eu-chemlab.eu

Chemlab II auf der Website der Analytischen Forschungsgruppe des Lehrstuhls für Siedlungswasserwirtschaft der Technischen Universität München: www.afg.wzw.tum.de/index.php?id=79

Video über Chemlab II

Sehen Sie hier ein Video über das EU-Projekt Chemlab II:

Kontakt

PD Dr. rer. nat. habil. Thomas Letzel

PD Dr. rer. nat. habil. Thomas Letzel
Analytische Forschungsgruppe am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft
Technische Universität München
Koordination Chemlab II
Am Coulombwall
85748 Garching
Telefon: +49 (0) 89 2891-3780
E-Mail: letzel@no-spam-pleasewzw.tum.de

Kompetente Unterstützung für exzellente Forschung in Bayern, Europa und der Welt

Schnell zum Ziel

Kompetente Unterstützung für exzellente Forschung in Bayern, Europa und der Welt

Logo der Bayerischen Forschungs- und Innovationsagentur