UPSCALE

EU-Projekt UPSCALE: Mehr Ernte ohne Pestizide in Ostafrika 

Getreide wie Mais und Hirse zählen zu den Hauptnahrungsmitteln in Ostafrika. Doch die Ernte ist oft von verschiedenen Faktoren bedroht: Mangelnde Bodenfruchtbarkeit, lange Trockenzeiten sowie Schädlinge wie der Stängelbohrer und das Unkraut Striga führen dazu, dass die Kleinbauern dieser Region oftmals geringe Erträge einfahren und so unter die Armutsgrenze fallen. Eine Lösung bietet hier die „Push-Pull“-Anbaumethode, die die Bodenfruchtbarkeit verbessert und Ernteerträge um bis zu 200 % oder mehr steigert, ganz ohne Pestizide1.

Push-Pull wird in Ostafrika bereits von über 200.000 bäuerlichen Kleinbetrieben erfolgreich praktiziert, allerdings nur auf einzelnen Feldern mit Mais und Hirse. Ziel des Projekts UPSCALE ist, diese ökologische Anbaumethode auch auf größere Agrarlandschaften und Regionen in Ostafrika zu übertragen und sie auch für andere Anbaupflanzen und -systeme anzuwenden. 

So funktioniert die Push-Pull-Anbaumethode

Bei der Push-Pull-Technologie wird zwischen den Getreidereihen die Zwischenfrucht Desmodium gesät, die mit ihrem Duft den Stängelbohrer vertreibt (push) und das Wachstum von Striga unterdrückt. Das Napiergras, das das Getreidefeld umsäumt, lockt den Stängelbohrer wiederum an (pull), sodass das Stängelbohrerweibchen seine Eier vorzugsweise auf den Blättern des Napiergrases ablegt. Wenn die daraus schlüpfenden Larven in den Stängel des Grases einzudringen versuchen, produziert dieses eine schleimige Substanz, die den Schädling abtötet. Die beiden Zwischenfrüchte haben noch weitere Nebeneffekte: Desmodium verbessert die Bodenqualität und Napiergras ist ein gesundes Futter für Tiere.

Vor allem Frauen profitieren von dieser einfachen und umweltfreundlichen Anbaumethode, da sie vorwiegend für die Feldarbeit zuständig sind. Dadurch, dass das Jäten des Unkrauts entfällt, sparen sie nicht nur Zeit, sondern schonen auch ihren Rücken und somit ihre Gesundheit. Mit dem zusätzlichen Futter, das sie bei Push-Pull ernten, können sie ihren Kleinbetrieb durch die Haltung von Kühen und Hühnern erweitern oder aufstocken. Dadurch steigt nicht nur der Milchertrag, sondern auch ihr Einkommen. Auch die Kosten für chemische Pestizide und Düngemittel entfallen. Die verbesserte wirtschaftliche Situation ermöglicht den Frauen, ihre Kinder zur Schule zu schicken und auch anderen Tätigkeiten nachzugehen.

Ausschöpfung des Potentials der Push-Pull-Anbaumethode

Um zu untersuchen, welche Faktoren die Push-Pull-Technologie begünstigen, hat das Konsortium fünf Forschungsgebiete in Äthiopien, Kenia, Uganda, Ruanda und Tansania identifiziert. Diese unterscheiden sich in Bodenbeschaffenheit, Klima und Schädlingsaufkommen. 

In jedem dieser Gebiete werden mit Push-Pull angebaute Felder ausgewählt. Parallel dazu werden Kontrollfelder ohne Push-Pull bestimmt. In enger Zusammenarbeit mit den lokalen Kleinbauern testen die Forscher, unter welchen Bedingungen die Push-Pull-Anbaumethode am besten funktioniert. Welche Zwischenfrüchte sind klimaresistent? Welche Pflanzensorten kann man am besten kombinieren? Lässt sich Push-Pull auch auf Obst und Gemüse anwenden? Wie wirken sich die umliegende Landschaftsstruktur und Pflanzenvielfalt auf Push-Pull aus? Das Konsortium untersucht zudem den Einfluss kultureller und sozioökonomischer Faktoren auf Push-Pull, wie Bodenbesitzstrukturen, Zugang zu Wissen und Kapital und Geschlechterrollen. 

Anhand der ermittelten Daten können die Forscher Kriterien für eine erfolgreiche Implementierung von Push-Pull in größere Agrarlandschaften und Regionen in Ostafrika bestimmen. Damit diese auch gelingt, muss das Wissen über Push-Pull neben der breiten Öffentlichkeit und den Entscheidungsträgern vor allem die Bauern erreichen. Hierzu organisiert das Konsortium Schulungstage auf den eigens dafür errichteten Demonstrationsfeldern in Zusammenarbeit mit lokalen Bauerngruppen. Dort erfahren sie alles über die Technologie und ihre Methoden, tauschen ihre Erfahrungen aus und liefern der Wissenschaft wichtige Informationen für die weitere Forschung. Das Ziel von UPSCALE ist, die Zahl der bäuerlichen Kleinbetriebe, die Push-Pull bereits praktizieren, um mindestens 25.000 zu erhöhen. 

Damit die erfolgreiche Verbreitung der Push-Pull-Technologie nicht am mangelnden und überteuerten Saatgut für Desmodium scheitert, arbeitet das Konsortium, flankierend zu den Forschungsarbeiten, gemeinsam mit staatlichen Institutionen an der Stärkung lokaler Produktions- und Betriebssysteme.

Europäische und afrikanische Expertise im Konsortium

In dem Projekt UPSCALE arbeiten 18 Partner aus vier europäischen und sechs afrikanischen Ländern zusammen. Das Konsortium setzt sich aus Partnern aus Forschung, Regierung, Landwirtschaft sowie NGOs zusammen. Das EU-Projekt UPSCALE wurde u. a. mit Mitteln des bayerischen Förderprogramms zur Anbahnung internationaler Forschungskooperationen BayIntAn vorbereitet. UPSCALE-Koordinatorin Prof. Emily Poppenborg Martin reiste nach Kenia, um dort mit Vertretern des „International Center for Insect Physiology and Ecology“ (icipe) Gespräche zu führen und die Push-pull-Technologie besser zu verstehen. Die Koordinatorin hat nach Unterzeichnung des Grant Agreements von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg an das Institut für Geobotanik der Leibniz-Universität Hannover gewechselt. Die Bayerische Forschungsallianz (BayFOR) übernimmt im Projekt das administrative Projektmanagement. UPSCALE läuft über fünf Jahre und wird mit 7,6 Millionen Euro aus dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der EU, Horizon 2020, gefördert. Davon fließen 1,1 Mio. Euro an bayerische Akteure.

                                         

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1 Website Biovision

Projektübersicht

Projektziele und Arbeitsfelder

Ziel des Projekts UPSCALE ist, die ökologische Push-Pull-Anbaumethode auch auf größere Agrarlandschaften und Regionen in Ostafrika zu übertragen und sie auch für andere Anbaupflanzen und -systeme anzuwenden.

  • Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit
  • Erhöhung der Ernährungssicherheit
  • Höhere Ernteerträge ohne Pestizide

Zielgruppen

Die Projektergebnisse von UPSCALE sind für verschiedene Akteure, wie zum Beispiel NGOs, internationale Organisationen oder Ministerien aus folgenden Bereichen von Bedeutung:

  • Landwirtschaft
  • Klima- und Umweltschutz
  • Entwicklungszusammenarbeit

 

BayFOR als Partner

Die Bayerische Forschungsallianz unterstützte das Projekt durch intensive fachliche Antragsunterstützung, Proofreading, bei der Budgetkalkulation und in der Vertragsvorbereitung.
Im laufenden Projekt übernimmt die BayFOR das administrative Projektmanagement.

Förderperiode

Von November 2020 bis Oktober 2025 erhält das UPSCALE-Projekt Fördermittel in Höhe von 7,6 Millionen Euro im Rahmen des EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation Horizon 2020 gemäß der Finanzhilfevereinbarung Nr. 861998. Davon fließen 1,1 Mio. Euro an bayerische Akteure.

Konsortium

In dem Projekt UPSCALE arbeiten 18 Partner aus vier europäischen und sechs afrikanischen Ländern zusammen. Das Konsortium setzt sich aus Partnern aus Forschung, Regierung, Landwirtschaft sowie NGOs zusammen. Die Koordinatorin hat nach Unterzeichnung des Grant Agreements von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg an das Institut für Geobotanik der Leibniz-Universität Hannover gewechselt.

Koordinator:
Institut für Geobotanik der Leibniz-Universität Hannover

Partnereinrichtungen:
icipe - International Centre of Insect Physiology and Ecology
Bayerische Forschungsallianz (Bavarian Research Alliance) GmbH
Eastern Africa farmers federation (EAFF)
Jomo Kenyatta University of Agriculture and Technology (JKUAT)  
Kenya Agricultural & Livestock Research Organization (KALRO)
Maseno University (MU)
Food for the Hungry - Nonprofit Organization (FH)
Rwanda Agriculture Board (RAB)
InoSens doo Novi Sad (INOSENS)
University of KwaZulu-Natal (UKN)
Lunds universitet (ULUND)
Sveriges lantbruksuniversitet (SLU)
Universität Zürich (UZH)
Tanzania Agricultural Research Institute (TARI) 
International Institute for Sustainable Development (ISD)  
National Agricultural Research Organisation (NARO)
Julius-Maximilians-Universität Würzburg (UWUE)

Weitere Informationen

Kontakt

Prof. Dr. Emily Poppenborg-Martin

Prof. Dr. Emily Poppenborg-Martin
Institut für Geobotanik, Leibniz-Universität Hannover
(davor: Lehrstuhl für Zoologie III an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg)
Tel.: +49 (0)511 762 3634 
E-Mail: poppenborg-martin@no-spam-pleasegeobotanik.uni-hannover.de

Kontakt in der BayFOR

Dipl.-Geogr./M.A. Gudrun Lampart

Dipl.-Geogr./M. A. Gudrun Lampart
Projektmanagerin
Telefon: +49 89 9901888-172
E-Mail: lampart@bayfor.org

 

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