WE-ACT

EU-Projekt WE-ACT: Klimasensitive, grenzüberschreitende und gerechte Wasserzuteilung

Die Folgen des Klimawandels und die zunehmende Wasserknappheit führen zu großen Herausforderungen bei der Verteilung von Wasser auf verschiedene, miteinander konkurrierende Sektoren. In grenzüberschreitenden Einzugsgebieten, in denen mehrere Länder und Nutzer*innen gegensätzliche Interessen haben, wird die gerechte Zuweisung zusätzlich erschwert. Eine nachhaltige, grenzüberschreitende Wasserverteilung ist jedoch von entscheidender Bedeutung, da 60 Prozent der weltweiten Süßwasserressourcen in Grenzgebieten mehrerer Länder liegen.

Das EU-Projekt WE-ACT (Water Efficient Allocation in a Central Asian Transboundary River Basin) will ein klimasensitives, digitales Entscheidungshilfesystem für die Wasserzuteilung in zwei Teileinzugsgebieten des Syrdarya-Flussbeckens in Zentralasien entwickeln: Die beiden Flusseinzugsgebiete Naryn und Kara Darya umfassen Teile Kirgisistans und Usbekistans. Das innovative Entscheidungshilfesystem (Decision Support System - DSS) übermittelt Informationen über die Wasserverfügbarkeit, den Wasserbedarf und die Wassernutzung in den von Gletschern gespeisten Flusseinzugsgebieten, um so die Wasserverteilung für Gemeinden, Wirtschaft und Umwelt kurz- und langfristig zu planen. Anhand des globalen Standards für die Bewertung des Wasserfußabdrucks (Water Footprint Assessment – WFA) wird die gegenwärtige Wassernutzung im Hinblick auf ökologische Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Effizienz und soziale Gerechtigkeit wissenschaftlich analysiert. Auf Basis dieser Erkenntnisse hilft das DSS, politische Maßnahmen zur Festlegung von Wassertarifen zu verbessern, die Wassernutzung in der Landwirtschaft und im Energiesektor effizienter zu gestalten und den Wasserfußabdruck zu verringern.

Grundlage des DSS bildet eine lernfähige Echtzeit-Überwachung, die hydrometeorologische Daten liefert. So können Wasserbedarf, Wasserverfügbarkeit und Wassernutzung genau untersucht werden.

WE-ACT berücksichtigt auch die nationale Wasserpolitik der jeweiligen Länder, die bestehenden Finanzierungsinstrumente und die verschiedenen Interessengruppen mit ihrem jeweiligen Bedarf – insbesondere den Energiesektor (Wasserkraft) und die Landwirtschaft (wasserintensive Kulturen). Alle Interessengruppen des Projekts - von den Verantwortlichen für die hydrometeorologischen Stationen und für das DSS bis hin zu den Endverbraucher*innen -  werden von Beginn an einbezogen und geschult, damit aussagekräftige Ergebnisse erzielt und genutzt werden können.

Das von der Technischen Universität München koordinierte WE-ACT-Projekt bringt führende Vertreter aus Industrie, Politik, Forschung, Technik und Wissenschaft aus Europa und Zentralasien zusammen. WE-ACT zielt darauf ab, einen neuen Standard für eine nachhaltige Wasserzuteilung zu etablieren, insbesondere in einem grenzüberschreitenden Kontext, in dem der Wettbewerb um gemeinsame Ressourcen zunimmt.

Projektübersicht

Projektziele und Arbeitsfelder

Das übergreifende Ziel des WE-ACT-Projekts ist es, Entscheidungsträger in grenzüberschreitenden Flusseinzugsgebieten dabei zu unterstützen, eine gerechte Aufteilung der Wasserressourcen auf die verschiedenen Sektoren und Nutzer zu erreichen. Durch die frühe Einbeziehung der verschiedenen Interessensgruppen werden effektive Wasserverteilungsstrategien entwickelt und die Wassertarife angepasst, um so die Wasserpolitik in den verschiedenen Ländern zu verbessern.

Das Herzstück des Projekts ist die Entwicklung eines digitalen Entscheidungsunterstützungssystems (Decision Support System - DSS), das mithilfe eines robusten, hydro-meteorologischen Überwachungsnetzes und einer Datenlieferkette ein umfassendes Verständnis des Klimawandels in Bezug auf Wasserverfügbarkeit, -bedarf, und -verteilung in einem von Gletschern gespeisten Flusseinzugsgebiet in Zentralasien ermöglicht.

Zielgruppen

  • Grenzüberschreitende und nationale Flussgebietsorganisationen (BWO Syr Darya, Nara-Kara Darya Basin Irrigation System Authority, NKA RBC), staatliche kirgisische Agentur für Wasser-Ressourcen
  • Entscheidungsträger*innen in den lokalen Ministerien für Landwirtschaft, Energie und Umwelt sowie für Katastrophenschutz
  • Flussaufwärts und flussabwärts gelegene Gemeinden, Interessensgruppen und nichtstaatliche Akteure in den Einzugsgebieten des Syrdarya-Flussbeckens, die an der Wasserwirtschaft beteiligt sind
  • Lokale Gemeinden in städtischen und ländlichen Gebieten, Landwirt*innen und Energieversorgungsunternehmen
  • Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Hydrologie, Glaziologie, Meteorologie, Agronomie und Biodiversität
  • Hydromet-Akteure und Nutzer*innen ihrer Dienste in der Landwirtschaft, im Energiesektor und in anderen Bereichen
  • Politische Entscheidungsträger*innen in der EU, die an grenzüberschreitenden Entscheidungen über die Wasserverteilung beteiligt sind
  • Internationale Organisationen und Finanzinstitutionen, die in der Zusammenarbeit zwischen der EU und Zentralasien beteiligt sind.

BayFOR als Partner

Die BayFOR begleitete WE-ACT bei der Entwicklung und Vorbereitung des Projektantrags bis zum Projektstart im Januar 2023. In enger Zusammenarbeit mit dem Konsortium war sie an der Konzeptionierung, Strukturierung und Budgetierung des Projekts beteiligt. Außerdem beriet sie alle Partner bei den notwendigen Formalitäten und in administrativen Fragen. Als Projektpartner unterstützt die BayFOR WE-ACT im täglichen finanziellen und administrativen Projektmanagement.

Förderperiode

Das Projekt wird durch das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizon Europe von Januar 2023 bis Dezember 2026 mit rund 4,6 Millionen Euro (Aufruf: HORIZON-CL6-2022-CLIMATE-01) unter der Finanzhilfevereinbarung Nr. 101083481 gefördert.

Konsortium

Das WE-ACT-Konsortium mit der Technischen Universität München als Koordinator besteht aus 13 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Belgien, Kirgisistan, den Niederlanden, der Schweiz, Serbien, Sri Lanka und dem Vereinigten Königreich. Die teilnehmenden Partnereinrichtungen sind:

Technische Universität München, Deutschland
Bayerische Forschungsallianz GmbH, Deutschland
Portolan Association, Schweiz
Nelen & Schuurmans B.V., die Niedelande
International Water Management Institute, Sri Lanka
Universität Twente, die Niederlande
FutureWater SL, die Niederlande
HAEDES BV, Belgien
Brunel University London, Vereinigtes Königreich
Inosens Doo Novi Sad, Serbien
Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Deutschland
Universität Freiburg, Schweiz
Central-Asian Institute for Applied Geosciences, Kirgisistan

Weitere Informationen

Kontakt

Dr. Jingshui Huang
Technische Universität München (TUM)
Arcisstraße 21
80333 München
E-Mail: jingshui.huang@no-spam-pleasetum.de

Kontakt in der BayFOR

M. A. Birte Wolff
Projektmanagerin Umwelt, Energie & Bioökonomie
Telefon: +49 (0)89 9901 888-129
E-Mail: wolff@no-spam-pleasebayfor.org

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