EU-Kommission präsentiert Digitalpaket: Vereinfachte EU-Regeln und neue Business Wallets sollen Milliarden für Unternehmen sparen

19.11.2025
EU-Kommission präsentiert Digitalpaket

Die Europäische Kommission hat ein umfassendes Digitalpaket vorgestellt, das die administrativen Belastungen für Unternehmen deutlich reduzieren und Innovation in Europa stärken soll. Mit vereinfachten Regeln für Künstliche Intelligenz (KI), Cybersecurity, Datennutzung sowie der Einführung einer European Business Wallet will die EU den digitalen Binnenmarkt effizienter gestalten und Prozesse für KMU, Start-ups und Industrieunternehmen massiv vereinfachen.

Kernziel ist es, den Verwaltungsaufwand bis 2029 um bis zu 5 Milliarden Euro zu reduzieren. Zusätzlich könnten die neuen European Business Wallets Unternehmen europaweit jährlich rund 150 Milliarden Euro einsparen.

Digitaler Omnibus: Vereinfachte Regeln für KI, Cybersecurity und Daten

Mit dem neuen digitalen Omnibus schlägt die Kommission gezielte Anpassungen bestehender Rechtsakte vor, um Unternehmen eine praxisnahe und innovationsfreundliche Umsetzung zu ermöglichen.

1. KI-Regulierung: Unterstützung, vereinfachte Dokumentation, Sandboxes

  • Anpassung des Zeitplans: Hochrisiko-KI-Regeln gelten erst, wenn notwendige Standards und Tools verfügbar sind.
  • Erweiterte Erleichterungen für KMU und Small Mid-Caps (SMCs) – inklusive deutlich reduzierter Dokumentationspflichten (Einsparpotenzial: 225 Mio. €/Jahr).
  • Mehr Möglichkeiten für regulatorische Sandboxes, inklusive einer EU-weiten Sandbox ab 2028.
  • Gestärkte Rolle des EU-KI-Büros zur zentralen Aufsicht über KI-Modelle.

Eine regulatorische Sandbox ist ein geschützter Rahmen, in dem Unternehmen innovative Produkte, Dienstleistungen oder Technologien testen können, ohne sofort alle strengen gesetzlichen Pflichten erfüllen zu müssen, die im vollständigen Marktbetrieb gelten würden.

2. Vereinfachte Cybersicherheitsmeldungen

Unternehmen sollen künftig Cybervorfälle über eine einzige Meldestelle einreichen können – statt wie bisher parallel unter NIS2-Richtlinie, Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und Digital Operational Resilience Act (DORA).

3. Datenschutzmodernisierung und weniger Cookie-Banner

  • Gezielte DSGVO-Anpassungen schaffen mehr Klarheit und erleichtern digitale Innovation.
  • Nutzerinnen und Nutzer können Cookie-Einstellungen künftig zentral im Browser oder Betriebssystem verwalten – weniger Banner, mehr Usability.

4. Verbesserter Zugang zu Daten

Das Paket stärkt den europäischen Datenraum durch:

  • Konsolidierung von vier Datengesetzen zu einem klaren Rahmen (Datengesetz).
  • Ausnahmen für KMU/SMCs bei Cloud-Wechseln (Einsparpotenzial: 1,5 Mrd. €).
  • Musterverträge und Standardklauseln für Datennutzung und Cloud-Computing.
  • Besseren Zugang zu hochwertigen Datensätzen für KI-Entwicklung.

Strategie der Datenunion: Hochwertige Daten für KI und stärkere Datensouveränität

Die neue Strategie der Datenunion ergänzt den Omnibus durch Maßnahmen, die:

  • Datenzugang über Datenlabore ausweiten,
  • Unternehmen über einen Data Act Legal Helpdesk unterstützen,
  • Europas Datensouveränität durch internationale Leitlinien und Anti-Leakage-Tools stärken.

European Business Wallet: Einheitliche digitale Identität für Unternehmen

Mit der geplanten European Business Wallet führt die EU eine universelle digitale Identität für Unternehmen ein. Sie ermöglicht europaweit:

  • sichere digitale Signaturen, Stempel und Siegel,
  • Erstellung, Speicherung und Austausch verifizierter Dokumente,
  • vollständig digitale Kommunikation mit Behörden und anderen Unternehmen.

Damit wird die Geschäftstätigkeit – von der Steuererklärung bis zur Standorterweiterung – in allen 27 Mitgliedstaaten deutlich erleichtert.

Nächste Schritte

Die Gesetzesvorschläge gehen nun an Europäisches Parlament und Rat. Parallel startet die Kommission den Digitalen Fitness-Check, der bis März 2026 bewertet, wie effizient und kohärent das digitale EU-Regelwerk insgesamt ist.

Mit dem Digitalpaket setzt die EU einen weiteren Meilenstein in ihrer Agenda zur Vereinfachung und Wettbewerbsfähigkeit, die eine Reduktion des Verwaltungsaufwands um mindestens 25 % bis 2029 vorsieht – 35 % für KMU.

Weitere Informationen finden Sie hier.

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