Europäische Unternehmen investieren trotz Krise stärker in Forschung und Entwicklung
Die Zahlen zeigen, welche Bedeutung die betreffenden Unternehmen – trotz der aktuellen wirtschaftlichen Probleme – Forschung und Entwicklung als zentralem Faktor für ihr künftiges Wachstum und ihren Erfolg beimessen. Spitzenreiter ist die Branche der Software- und Computerdienstleistungen, die mit einem Anstieg der FuE-Investitionen um durchschnittlich 11% pro Jahr rechnet. Unternehmensinterne Forschung und Entwicklung wird von den befragten Unternehmen als wichtigster Innovationstreiber gesehen, gefolgt von Marktforschung und damit verbundenen Tätigkeiten zur Einführung neuer Produkte.
„Dieser positive Trend bei den FuE-Investitionen der Unternehmen ist von entscheidender Bedeutung für Europas Wettbewerbsfähigkeit“, so Máire Geoghegan-Quinn, EU-Kommissarin für Forschung, Innovation und Wissenschaft. „Diese Unternehmen sind die wichtigsten Triebkräfte der Entwicklung hin zu einer stärker wissensbasierten und intelligenteren europäischen Wirtschaft. Unser künftiges Programm für Forschung und Innovation „Horizont 2000“ wird innovativen Unternehmen weiteren Auftrieb geben.“
Was den Einfluss der Politikmaßnahmen und externer Faktoren auf ihre Innovationstätigkeit anbelangt, verwiesen die befragten Unternehmen auf die starke positive Wirkung von steuerlichen Anreizen, staatlichen Finanzhilfen, EU-Fördermitteln und öffentlich-privaten Partnerschaften auf nationaler wie auch auf EU-Ebene. Negativ auf ihre Innovationstätigkeit ausgewirkt haben sich nach Angaben zahlreicher Unternehmen der für den Schutz der Rechte des geistigen Eigentums erforderliche Zeitaufwand und die damit verbundenen Kosten. Dies bestätigt, wie wichtig mit Blick auf die Förderung der Innovationstätigkeit der Unternehmen eine effiziente Regelung der Rechte des geistigen Eigentums ist.
Von den befragten Unternehmen wurden auch Angaben dazu erbeten, welche Bedeutung die verschiedenen Wege des Wissensaustauschs für sie haben. Kooperationsvereinbarungen mit anderen Unternehmen stehen hier an erster Stelle. Von Unternehmen, die in Branchen mit hoher FuE-Intensität tätig sind, wurden an zweiter Stelle Einlizensierung/Auslizensierung und danach Vereinbarungen mit Hochschulen und anderen öffentlichen Forschungseinrichtungen genannt. Für Unternehmen in Branchen mit mittlerer oder geringer FuE-Intensität sind Kooperationsvereinbarungen mit Hochschulen und anderen öffentlichen Forschungseinrichtungen wichtiger als Lizenzvergaben. Generell zeigen die Ergebnisse, welch große Bedeutung viele Unternehmen diesen verschiedenen Wegen des Wissensaustauschs beimessen, was als Indiz dafür gewertet werden könnte, dass offene Innovation („open innovation“) eine immer größere Rolle spielt.
Hintergrund
Die EU-Erhebung über FuE-Investitionstrends in der Wirtschaft („EU Survey on R&D Investment Business Trends“) wurde von der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) der Europäischen Kommission (Institut für technologische Zukunftsforschung, IPTS) und der Generaldirektion Forschung und Innovation durchgeführt.
Die Ergebnisse der Erhebung basieren auf den Antworten von 187 überwiegend großen Unternehmen (von 1000 Unternehmen mit Sitz in der EU, die im EU-Anzeiger für FuE-Investitionen der Industrie 2011 erfasst sind) (IP/11/1205 und MEMO/11/705). Die Befragung fand zwischen dem 16. Januar und dem 28. April 2012 statt.
Diese 187 Unternehmen stehen zusammengenommen für FuE-Investitionen in Höhe von fast 45 Mrd. EUR, was rund 40% der gesamten FuE-Investitionen der 1000 im EU-Anzeiger erfassten Unternehmen und damit einem erheblichen Anteil an den FuE-Investitionen der europäischen Unternehmen entspricht. Mit durchschnittlich 4% ist der Anstieg etwas geringer ausgefallen als in der vorangegangenen Erhebung erwartet (5%), was auf die Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zurückzuführen ist.
Noch vor Ende 2012 wird die Europäische Kommission ihren nächsten EU-Anzeiger für FuE-Investitionen der Industrie veröffentlichen, der eine Rangfolge der weltweit größten in FuE investierenden Unternehmen enthält.
Die Erhebung kann auf folgender Website eingesehen werden:
www.iri.jrc.es/reports.htm
Quelle: Europäische Kommission